Fragestellung

Das Modellprojekt, das die DGBfb gemeinsam mit einer Betriebskrankenkasse und verschiedenen Universitäten realisiert hat, ging von den folgenden Überlegungen aus:

  • Kann durch die Verwendung von Biofeedback-Techniken die Intensität und Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Patienten reduziert werden?
  • Wäre dies durch die Verwendung verschiedener Biofeedback-Methoden wie Muskelentspannung, Atemübungen und neuromuskulärem Feedback zu erreichen?
  • Wie ist die Wirksamkeit von Biofeedback im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden wie die Gabe von Medikamenten oder Physiotherapie?
  • Besteht die Möglichkeit, die Anwendung von Biofeedback als Therapieoption für Menschen mit Kopfschmerzen in der Versorgung des ambulanten Gesundheitssystems zu etablieren?

Projektpartner

Entsprechend dieser Überlegungen wurden Kooperationspartner gesucht. Der Start für das Modellprojekt war im Juni 2013. Die BKK advita (heute BKK24) und die bei ihr versicherten Personen, die unter Migräne oder Kopfschmerzen vom Spannungstyp leiden, waren von Anfang an dabei.

Als wissenschaftlicher Partner fungierte zunächst die Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Rief des Fachbereiches Psychologie der Philips-Universität Marburg.

Anfang 2015 wechselte die wissenschaftliche Begleitung an das Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung psychosomatische Medizin. Hier wurde der Forschungsbereich Angewandte Bewusstseinswissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Thilo Hinterberger mit der weiteren Umsetzung des Projektes von März 2015 bis September 2018 betraut.

Die DGBfb war während der gesamten Laufzeit des Projekts für die fachgerechte und einheitliche Fortbildung der Therapeuten und Therapeutinnen, die im Rahmen der Behandlung von Kopfschmerzen eingesetzt wurden, zuständig.

Methoden und Ergebnisse

In der Zusammenfassung der unten angegebenen Publikation, die 2020 veröffentlicht wurde, liest sich das gesamte Projekt so:

„Die Wirksamkeit der Biofeedbackbehandlung bei Patienten mit Kopfschmerz wurde in einer kontrollierten, randomisierten Studie mit Wartegruppendesign untersucht. Dazu wurden 70 Patienten und Patientinnen mit Migräne und Spannungskopfschmerzen einer Biofeedbackbehandlung von 8 bis 10 Sitzungen unterzogen. Begleitend wurden ein Kopfschmerztagebuch geführt, Fragebögen zu Schmerzerleben und -bewältigung, Erwartungen, sowie zu psychosomatischen Symptomen erhoben.

Im Prä-Post-Vergleich zeigten sich signifikante Abnahmen der Schmerzparameter, der erlebten Beeinträchtigungen durch die Schmerzen, sowie eine Zunahme der Bewältigung. Während die schmerzbezogenen Maße noch nach 3 Monaten reduziert blieben, war die Kopfschmerzdauer auch nach einem Jahr reduziert nachweisbar. Da die Rücklaufquote jedoch nach einem Jahr recht gering war, sind über die Langzeitwirkung nur wenige Aussagen möglich. Die sehr geringe Korrelation mit den Erwartungen deuten auf eine nicht erwartungsbedingte Wirkung hin.

Biofeedback erwies sich demnach unter Bedingungen der ambulanten Versorgung als effektiv gegen Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp. Eine bessere Einbindung in die Versorgungspraxis scheint dadurch gerechtfertigt.“

Siehe auch:
Kolbe, L., Eberhardt, T., Leinberger, B., Hinterberger, T. (2020). Wirksamkeit von Biofeedback bei primärem Kopfschmerz – Eine randomisierte, kontrollierte Studie.Psychother Psychosom Med Psychol. 2020 Jul;70(7):300-307.
doi: 10.1055/a-1059-9356